Komplettzusätze bei BARF

2019-06-15 13:33:00 / BARF
Komplettzusätze bei BARF - Komplettzusätze bei BARF - Das Schreckgespenst

Oh Schreck! Komplettzusätze für Hunde

Alleine die bloße Erwähnung von Komplettzusätzen, Mineralpulvern oder Vitaminmischungen führt bei so manchem BARFer zu Schnappatmungen und in Facebook-Gruppen zu endlosen Diskussionen, immer mit demselben Fazit: Solche Produkte sind böse, gefährlich und nur eine Erfindung der Hersteller um Profit zu erzeugen.

Aber ist es wirklich so einfach oder haben diese Vitamin- und Mineralstoffmischungen vielleicht doch eine Daseinsberechtigung?

Ausgewogenes BARF erfordert keine Komplettpulver

Richtig ist, dass ein ausgewogen gebarfter Hund solche Zusätze nicht benötigt. Und richtig ist auch, dass man im schlimmsten Fall mehr Schaden als Nutzen anrichtet, wenn ausgewogene BARF-Rationen mit derartigen Zusätzen ergänzt werden. Es können Nährstoffungleichgewichte und Überversorgungen entstehen. Auf Dauer sind dann negative Auswirkungen auf die Gesundheit nicht auszuschließen, denn auch eine zu hohe Zufuhr von Nährstoffen kann für den Organismus schädlich sein.

Tatsächlich kann auch der Eindruck bewusster Verunsicherung von Tierhaltern durch das Marketing mancher Hersteller entstehen. Werbung für BARF-Komplettpulver suggerieren gerne, dass der Hund oder die Katze NUR mit diesem Zusatz bedarfsgerecht versorgt werden kann, ohne den speziellen BARF-Zusatz wären Nährstoffmängel vorhanden und Mangelerscheinungen damit vorprogrammiert. Aus Angst vor Mängeln, füttern dann nicht wenige Tierhalter Complete-Pulver zu und wiegen sich dabei in (vermeintlicher) Sicherheit.

Kurz: Spezielle Barfzusätze sind nicht grundsätzlich erforderlich.

In der Katzenfütterung toleriert

Erstaunlich ist, wie solche Komplettzusätze unter Katzenhaltern deutlich toleranter behandelt werden als unter Hundehaltern.
Hört man sich unter Katzenleuten um, die das Futter für ihre Stubentiger selbst zubereiten, sind Zusätze wie
easy B.a.r.f basic, easy B.a.r.f plus und Felini Complete eigentlich an der Tagesordnung. Und das ist unter Katzenleuten einfach in Ordnung, hier muss sich kaum jemand endlosen Diskussionen und Vorwürfen stellen, wenn so gefüttert wird.

Kann das wirklich alleine an der Tatsache liegen, dass Katzen bei der Fütterung meist deutlich schwieriger zu handeln sind als Hunde? Eine Katze zu überreden, bestimmte Dinge zu fressen, scheitert gerne. Oft schon daran, dass Katzen aufgrund ihres Stoffwechsels nicht hungern dürfen. Auch mit viel Überredungskunst und Tricks ist es nicht immer möglich sicherzustellen, dass die Katze alle Bestandteile annimmt, die sie braucht. Und wenn das der Fall ist, kommen eben Komplettzusätze für Katzen zum Einsatz. Ganz einfach ist das in der Katzenwelt - und die Katze ist optimal versorgt.

Nimmt ein Hund bestimmte Bestandteile nicht an, folgt zunächst eigentlich immer der Rat den Hund hungern zu lassen. Wer Hunger hat, wird schon fressen. Klappt das nicht, gibt es weitere Ratschläge und Tricks. Und wenn alles nicht klappt, ist der Hundehalter unfähig und lässt sich von seinem Hund an der Nase herumführen. So einfach ist das wiederum oft in der Hundewelt – mit der Konsequenz, dass viele Ratsuchende das Vorhaben den Hund frisch zu ernähren, einfach abbrechen.

Hinter vorgehaltener Hand...

… sieht die Realität aber auch mal anders aus.
Nur wird darüber nicht gerne offen gesprochen. Eine Art Tabuthema unter den Rohfütterern. Man möchte nicht angefeindet oder als unfähig und vielleicht faul dargestellt werden.

Auch wenn es für manche schwer ist zu akzeptieren: Es gibt Hunde, die nicht davon überzeugt werden können, alles was zur Bedarfsdeckung nötig ist, zu fressen. Es gibt Tiere, die nicht alle Bestandteile einer ausgewogenen BARF-Fütterung vertragen oder Erkrankungen haben, die spezielle Maßnahmen erfordern. Oder Tiere, die Rohes nicht vertragen und für die gekocht werden muss. Es kann auch einfach am Tierhalter liegen, der nicht in der Lage ist „normal“ zu barfen.
Und für all diese Fälle kann ein Komplettzusatz für selbst zubereitetes Futter die einzige Alternative zu herkömmlichem Fertigfutter oder fertigen Veterinärdiäten darstellen.

Aufgrund zahlreicher Unterhaltungen und Anfragen von Hundehaltern, aber auch Tierernährungsberatern bzw. BARF-Beratern wissen wir, dass solche Produkte häufiger zum Einsatz kommen, als darüber gesprochen wird.
Ja, auch bei Ernährungsberatern, die grundsätzlich absolut hinter den Grundsätzen von BARF stehen!

 

Die Gründe dafür sind sehr vielfältig, z.B.

  • Hochgradig kranke Tiere, die eine spezielle Diät benötigen
  • Empfindliche Tiere, für die vollständige BARF-Rationen nicht verträglich sind
  • Der Tierhalter wünscht sich aus diversen Gründen eine möglichst einfache Fütterung
  • Der Hund nimmt trotz Bemühungen nicht alle Bestandteile an

 

Nun werden bei einigen Lesern sicherlich gedankliche Vetos auftauchen:

  • Das geht alles ohne Komplettzusätze!
  • Einzeln supplementieren ist individueller!
  • Wer ein Tier hält, muss sich eben die erforderliche Zeit nehmen!


Ja, das ist natürlich nicht von der Hand zu weisen.
Man kann sämtliche Nährstoffe, die in der jeweiligen Ration fehlen und hinzugefügt werden müssen, einzeln supplementieren, dazu braucht es kein Barfpulver. Wer kein Problem damit hat mehrere, verschiedene Zusätze anzuwenden, erreicht so selbstverständlich eine Bedarfsdeckung zur optimalen Versorgung, natürlich auch individueller als mit einer Vitamin- oder Mineralstoffmischung. Voraussetzung ist dabei immer eine genaue
Berechnung der Bedarfswerte und der Zugaben, zugeschnitten auf das jeweilige Tier.
Auch gibt es tatsächlich Tiere, die mit einzelnen Supplementen nicht klarkommen.

Sonderfälle erfordern besondere Maßnahmen!

Was sagte der Ernährungsberater aber zu der betagten Frau mit ihrem Senior-Dackelchen, für den bereits ein Gassi-Service engagiert wurde, weil Frauchen nicht mehr so gut zu Fuß ist, die aber trotzdem gerne für ihren Hund kochen möchte oder aufgrund von Erkrankungen des Hundes das Futter umstellen muss?
Natürlich kann man in so einem Fall einen Plan mit vielen verschiedenen Zutaten präsentieren und damit das „Risiko“ eingehen, dass der Hund dann aber weiterhin wie bisher gefüttert oder auf ein spezielles Futter vom Tierarzt umgestellt wird.
Man kann aber einfach auch auf den Hundehalter eingehen, seine Möglichkeiten berücksichtigen und ihm die Fütterung nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten so einfach wie möglich gestalten. Eine für den Hundehalter alltagstaugliche Fütterung, die den Hund trotzdem bedarfsgerecht versorgt.

Natürlich, das ist nun ein hoch emotionales Beispiel. Es gibt sicherlich auch weniger gewichtige Gründe, warum der Hundehalter nicht in der Lage ist, „normal“ zu barfen und ja, es ist sicherlich auch manchmal einfach fehlender Wille zu viel Engagement in die Fütterung des eigenen Tieres zu stecken, was manche kurz „Faulheit“ nennen würden.
Vielleicht wird diese eingesparte Zeit dann aber für Beschäftigung mit dem Hund genutzt? Vielleicht hat sich das Leben des Tierhalters auch plötzlich ganz anders entwickelt als geplant? Der Wunsch nach einer einfachen Fütterung für den Hund bedeutet nicht zwangsläufig mangelnde Fürsorge oder Desinteresse für das Tier.

Fazit

Eine frische Fütterung mit rein natürlichen Zutaten ist die beste Variante, die ein Tierhalter für seinen geliebten Vierbeiner wählen kann. Diese Tatsache ist absolut unbestritten. Und wann immer es möglich ist, würden wir auch genau dazu raten.
Ist aber diese Art der Fütterung aus welchen Gründen auch immer nicht möglich, darf allerdings nicht die Konsequenz sein, dass dem Tier eine hochwertigere Ernährung verwehrt bleibt, nur weil Komplettpulver abgelehnt werden.

Denn was ist am Ende besser für das Tier: Ein Leben lang Trockenfutter zu bekommen oder eine berechnete, frisch zubereitete Fütterung ergänzt mit einem Komplettzusatz?
Diese Frage beantwortet sich wohl von alleine.
Daher haben wir ab sofort auch eine kleine Auswahl von Vitamin- und Mineralstoffmischungen im Sortiment:


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