Mythen über Innereien

2020-08-15 12:54:00 / Wissenswertes Gesundheit BARF
Mythen über Innereien - Mythen über Innereien

Innereien sind essentieller Bestandteil einer BARF-Ration. Ohne die Fütterung von Innereien kommt es bei vielen Nährstoffen zu massiven Unterdeckungen, die nur mit speziellen Supplementen ausgeglichen werden können. Kurz: Eine BARF-Ration ohne Innereien ist nicht bedarfsdeckend.

Trotzdem gibt es viele Vorurteile gegenüber den Innereien und so wird dieser wichtige Rationsbestandteil oft ersatzlos aus der Fütterung verbannt. Dauerhaft können so Mangelerscheinungen entstehen, die natürlich auch gesundheitliche Auswirkungen haben können.

Nachfolgend möchten wir mit den häufigsten Mythen rund um Innereien aufräumen.

Innereien sind Entgiftungsorgane und daher ungesund!

Diese These ist sicherlich am weitesten verbreitet, wenn es um Argumente gegen die Fütterung von Innereien geht. In diesem Zusammenhang werden natürlich vorrangig die Leber und die Niere aufgeführt. Dazu sollte man allerdings die Funktion dieser Innereien näher betrachten.

Neben der Aufgabe der Speicherung von Nährstoffen, sind Leber und Niere wichtige „Filtersysteme“ des Körpers. Stoffwechselnebenprodukte werden aufgenommen, umgewandelt und ausgeschieden. Ausscheidung ist hierbei das Stichwort: Sie speichern diese Stoffwechselgifte nicht, sondern transportieren sie weiter zur Ausscheidung aus dem Körper. Alles andere würde auch keinen Sinn ergeben, da die Leber und Niere sich auf Dauer sonst selbst vergiften und damit zu Grunde gehen würden.
Das wäre ziemlich doof, oder?

 

Doch nicht nur bezogen auf die im körpereigenen Stoffwechsel entstehenden „Gifte“ besteht diese Kritik, auch Belastungen aus der Umwelt sollen Innereien zu einem ungesunden Bestandteil machen.
In Untersuchungen wurden immer wieder Umweltgifte und Schwermetalle wie Dioxin und Cadmium in Mengen nachgewiesen, die als gesundheitlich bedenklich gelten.

Diese Untersuchungen sind allerdings teils viele Jahrzehnte alt und seither haben sich viele Bedingungen geändert. Maßgeblich für die Anreicherung von Schadstoffen im Körper eines Schlachttieres ist vor allem dessen Alter. Je älter ein Tier, desto höher folglich auch die Belastung. Klassische Masttiere werden heute jedoch aus wirtschaftlichen Gründen so früh wie möglich geschlachtet und können damit nur bedingt Schadstoffe im Körper speichern. Außerdem ist anzumerken, dass sich diese Umweltgifte nicht nur in den Innereien anreichern, sondern vor allem auch im Fett und Bindegewebe. Aber auch pflanzliche Bestandteile sind von diesen negativen Umwelteinflüssen betroffen. Daher dürfen diese Belastungen aus der Umwelt nicht nur auf Innereien reduziert werden.

Innereien = tierische Nebenprodukte = minderwertig?

Tierische Nebenprodukte bzw. tierische Nebenerzeugnisse, haben grundsätzlich einen schlechten Ruf. Das mag wohl durch die Deklaration mancher Fertigfutter entstanden sein, wo sich der Hundehalter nie sicher sein kann, was sich hinter dem Begriff „tierische Nebenerzeugnisse“ verbirgt. Jedoch muss klar differenziert werden: Es gibt tierische Nebenprodukte, die tatsächlich als minderwertig einzustufen sind und damit auch keinen Mehrwert in einer BARF-Ration bringen. Dazu zählen z.B. Euter, Hufe, aber auch Federn, Schnäbel oder Krallen. Die Innereien wie Leber, Herz, Niere, Lunge und Milz gehören laut Futtermittelrecht ebenfalls zu den tierischen Nebenerzeugnissen, sind aber alles andere als minderwertig.
Tierische Nebenprodukte sind also nicht per se schlecht.

Herz kann wie Muskelfleisch gefüttert werden

Häufig wird Herz mit Muskelfleisch gleichgesetzt und damit auch in entsprechend hohen Mengen gefüttert. Anatomisch ist das Herz selbstverständlich ein Muskel, aufgrund des erhöhten Nährstoffgehalts ist es aber eindeutig den Innereien zuzuordnen. Rinderherz liefert im Vergleich zu Rindfleisch z.B. mehr als doppelt so viel Purin und Biotin, fast fünfmal so viel Vitamin B1 und Vitamin B2. Damit wird deutlich, dass auch Herz gemäß dem Vorkommen im Beutetier nicht in zu hohen Mengen gefüttert werden sollte.

 

Lunge ist nur ein kalorienarmer, billiger Füllstoff

Richtig ist, dass die Lunge tatsächlich sehr kalorienarm ist. Sie liefert auch lange nicht alle Nährstoffe in einer so hohen Konzentration wie andere Innereien. Trotzdem tut man der Lunge Unrecht damit, wenn man sie nur als Füllstoff bezeichnet. Sie liefert nämlich in hohen Mengen Taurin, mehr als viele andere tierische Bestandteile. Aber auch ihr Gehalt von Eisen, Biotin, Natrium und Zink ist nicht zu vernachlässigen. Damit macht es auch keinen Sinn in der Nährstoffbilanz übermäßig viel Lunge zu füttern, wie es z.B. bei übergewichtigen Hunden gerne geraten wird. Lunge ist und bleibt eine Innerei und sollte damit nach dem Beutetierprinzip nur in moderaten Mengen zugeführt werden. Insgesamt sollten die Innereien 15% des tierischen Anteils einer BARF-Ration betragen.

Die tägliche Fütterung von Innereien ist schädlich!

Weit verbreitet ist die Aussage, man solle Innereien nicht täglich füttern, das ist jedoch zu kurz gedacht. Es spricht rein gar nichts gegen die tägliche Fütterung von Innereien, solange die Gesamtbilanz passend ist. Üblicherweise werden für einen BARF-Plan die wöchentlichen Mengen aller erforderlichen Bestandteile ermittelt. Anschließend werden diese Bestandteile sinnvoll auf die Wochentage verteilt. Ob die Innereien dann täglich oder auf einige Tage verteilt gefüttert werden, spielt keine Rolle: Die Gesamtsumme bleibt pro Woche immer gleich. Lediglich sollte darauf geachtet werden, dass Innereien auf mindestens 3-4 Tage pro Woche verteilt werden. Zum einen erfolgt die Nährstoffzufuhr damit ausgeglichener, zum anderen können zu hohe Mengen Innereien für weichen Kot bis Durchfall sorgen.

Aloe Vera kann Innereien ersetzen

Dieser Trend ist (leider) in den letzten Jahren vermehrt zu beobachten: Innereien werden aus der Fütterung gestrichen und Aloe Vera Gel oder Saft soll diese vollständig ersetzen. Das erfolgt häufig unter der Argumentation „Entgiftungsorgane sind schädlich“.
Aloe Vera gilt als Superfood, Nährstoffbooster und hilfreich bei einigen gesundheitlichen Problemen, sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet – völlig unbestritten ist Aloe Vera eine tolle Heilpflanze. Hersteller dieser Produkte geben unzählige Nährstoffe an, welche die Aloe Vera Pflanze bzw. ihren Saft so wertvoll machen. Konkrete Nährstoffanalysen sucht man jedoch vergebens. Wer sich die Mühe macht und einmal rechnerisch ermittelt, wie Nährstoffe aus den Innereien ersetzt werden können um eine bedarfsdeckende Fütterung zu erreichen, wird mit einfachen, natürlichen Futtermitteln schnell an seine Grenzen stoßen. In sinnvollen Mengen eingesetzt ist kein analysierter, pflanzlicher Bestandteil auch nur ansatzweise in der Lage, die Nährstoffe aus den Innereien zu kompensieren. Damit darf zurecht in Frage gestellt werden, wie die üblicherweise eingesetzten kleinen Mengen Aloe Vera das leisten sollen. Zumal in pflanzlichen Quellen manche Nährstoffe praktisch nicht vorkommen oder nur in einer Vorstufe. Vitamin B12 ist z.B. nur in Spuren in bestimmten pflanzlichen Bestandteilen zu finden, anstelle von Vitamin A enthalten Pflanzen nur Beta-Carotin (Provitamin A), das zunächst vom Körper umgewandelt werden muss um verstoffwechselt zu werden. Umwandlungsverluste sind dabei zu berücksichtigen.

Fazit

Innereien sind sehr wichtig um eine ausgewogene Fütterung zu erreichen. Ihre Nährstoffkonzentration ist mit keinem anderen tierischen Bestandteil vergleichbar, auch pflanzliche Komponenten können nicht in sinnvoller Menge Innereien kompensieren.
Damit ist es nicht einfach, fehlende Innereien in der Ration zu ersetzen, wenn das Ziel eine bedarfsdeckende Fütterung ist.


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