Fisch und BARF

Die übliche Aufteilung einer BARF-Ration sieht vor, eine Portion Muskelfleisch pro Woche mit Fisch zu ersetzen. Damit soll die Vitamin D Versorgung des Tieres sichergestellt werden. Fisch ist eine absolut natürliche Quelle für Vitamin D und entspricht damit absolut den Grundprinzipien von BARF.
Fisch liefert zudem auch wertvolle Fettsäuren, hervorzuheben sind hier vor allem die Omega 3 Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure), die zu den essentiellen Fettsäuren zählen.
Was ist Vitamin D?
Streng genommen handelt es sich bei Vitamin D (Calciferol) gar nicht um ein Vitamin im eigentlichen Sinne, sondern um eine Hormonvorstufe, die wichtige Körperfunktionen steuert.
Vitamin D ist maßgeblich an der Regulierung der Calcium- und Phosphoraufnahme beteiligt und damit ein wichtiger Faktor für das gesamte Skelett des Körpers. Das betrifft sowohl das Knochenwachstum bei jungen Tieren, als auch den Knochenerhalt bei ausgewachsenen Hunden, oder die Heilung von Frakturen. Aber auch für die Zahnentwicklung und Zahngesundheit spielt Vitamin D eine Rolle.
Ein Mangel an Vitamin D kann im Extremfall bei ausgewachsenen Hunden zu Osteoporose und bei Hunden im Wachstum zu Rachitis führen.
Es ist für eine gesunde Entwicklung und für die Gesunderhaltung unserer Hunde also enorm wichtig, ausreichend Vitamin D zur Verfügung zu stellen.
Muss das über die Fütterung geschehen?
Können Hunde Vitamin D selbst herstellen?
Ob die gezielte Zufuhr von Vitamin D über die Fütterung tatsächlich essentiell ist, wird jedoch kontrovers diskutiert. In Fachkreisen herrscht Uneinigkeit darüber, ob Hunde wie wir Menschen in der Lage sind, über UV-Strahlen Vitamin D selbst zu synthetisieren. Eindeutige Quellen und Untersuchungen gibt es hierzu nicht.
Beim Menschen weiß man, dass die UV-Strahlung zur Produktion von Vitamin D direkt auf die Haut treffen muss. Daher ist es durchaus berechtigt, die Eigensynthese von Vitamin D unserer Haushunde durch Sonnenlicht in Frage zu stellen. Schließlich ist die Haut unserer Tiere zum größten Teil mit Fell bedeckt, das wie ein Schutzschild die UV-Strahlen von der Haut fernhält.
Allerdings ist auch die Frage berechtigt, wie die wildlebenden Verwandten unserer Haushunde ihren Vitamin D Bedarf decken können, denn diese haben eher weniger Zugang zu Fisch. Erschwerend kommt aber hinzu, dass unsere Haushunde den Großteil des Tages in geschlossenen Räumen verbringen und damit weniger Kontakt zu Sonne haben, als die wilden Vorfahren. Damit erscheint es sinnvoll, die Vitamin D Zufuhr über die Nahrung sicherzustellen.
Den richtigen Fisch auswählen
Doch nicht jeder Fisch eignet sich für die Zufuhr von Vitamin D.
Viele Fischarten enthalten sogar nur sehr wenig Vitamin D und eignen sich daher nicht den Bedarf von Vitamin D sicherzustellen. Aus diesem Grund reicht es nicht einfach irgendeinen Fisch zu füttern, wenn es um die Zufuhr von Vitamin D geht.
Bei BARF kommen sehr gerne Lachs und Forelle zum Einsatz, aber auch der Hering und Sprotten enthalten große Mengen Vitamin D. Diese Fischarten sind leicht zu beschaffen und erfüllen den gewünschten Zweck, Vitamin D über die Nahrung zuzuführen.
Fisch aus Wildfang enthält in der Regel mehr Vitamin D als Fische aus Aquakulturen.
Achtung: Thiaminase
Bei der Fischfütterung sollte jedoch ein weiterer Punkt Beachtung finden: Die Thiaminase.
Dabei handelt es sich um ein Enzym, welches das essentielle Vitamin B1 (Thiamin) für der Körper unbrauchbar macht. Die übermäßige Fütterung von thiaminasehaltigen Fischen kann also langfristig zu einem Mangel von Vitamin B1 führen, was gravierende gesundheitliche Auswirkungen zur Folge haben kann. Das betrifft Auswirkungen auf die Gehirnfunktion, die Herzleistung, sämtliche Muskeln und das Nervensystem.
Natürlich muss angemerkt werden, dass bei der gelegentlichen Fütterung von thiaminasehaltigem Fisch keine gesundheitlichen Auswirkungen zu erwarten sind. Die langfristigen Auswirkungen von Thiaminase sollten jedoch jedem BARFer geläufig sein und Beachtung finden. Im Zweifel sollte Vitamin B1 an den anderen Tagen supplementiert werden, was auf ganz natürliche Weise mit Bierhefe erfolgen kann, auch Buchweizenkeimpulver oder ein Vitamin B Komplex wäre dabei eine Möglichkeit.
Thiaminase wird bei Hitze inaktiviert, so dass auch durch Garen dieses Problem umgangen werden kann. Vitamin D ist dagegen nicht hitzeempfindlich, so dass auch gegarter Fisch noch für die Zufuhr tauglich ist. Das Garen kommt selbstverständlich nur bei Fischfilets in Frage, Gräten dürfen nicht erhitzt verfüttert werden, da sie beim Garen ihre Elastizität verlieren.
Zum Thiaminasegehalt verschiedener Fischarten finden sich teils widersprüchliche Aussagen.
Nachfolgend werden nur die aus verschiedenen Quellen eindeutig bezeichneten Fischarten aufgeführt, die Listen erheben dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Thiaminase-frei:
Bachforelle, Forellenbarsch, Dorade/Meerbrasse, Flussbarsch, Hecht/Knochenhecht, Lachs/Salm, Scholle, Regebogenforelle, Sonnenbarsch, Steinbarsch, Heilbutt, Dorsch/Kabeljau, Seelachs/Köhler, Makrele, Rotbarsch, Schellfisch, Seehecht, Thunfisch
Thiaminase-haltig:
Rotfeder/Rotauge, Sardelle, Hering, Karpfen, Stint, Schleie, Zander, Brasse, Butterfisch, Maifisch, Neunauge, Stichling, Weißbarsch, Muscheln, Menhaden
Und wenn der Hund keinen Fisch frisst?
Nicht jeder Hund mag Fisch, nicht jeder Hund verträgt Fisch. Manchmal lassen sich die Vierbeiner davon überzeugen, wenn der Fisch gebraten serviert wird. Das Garen tut dem Vitamin D keinen Abbruch, es ist hitzestabil. Sollte aber auch das nicht klappen, sollte die Versorgung mit Vitamin D anderweitig sichergestellt werden.
Auf ganz natürliche Weise kann das mit Dorschlebertran geschehen. Bereits geringe Mengen reichen aus um den Vitamin D Bedarf sicherzustellen.
Doch es gibt auch Hunde, die akzeptieren keinerlei „fischigen“ Bestandteile in ihrem Napf und damit wird auch Dorschlebertran verweigert. In diesem Fall kann die Zufuhr von Vitamin D nur mit entsprechenden Tabletten aus der Apotheke oder mit Vitamin D Tropfen sichergestellt werden. Dieser Bedarf kann ganz einfach mit dem NRC-Rechner ermittelt werden.
Übrigens: Häufig wird schon fast hysterisch davon abgeraten, Dorschlebertran zu füttern, wenn in der Ration auch Leber enthalten ist. Man würde damit eine schädliche Überversorgung mit Vitamin riskieren, wird gewarnt.
Richtig ist, dass Dorschlebertran neben dem Vitamin D auch Vitamin A enthält. Es ist jedoch keine schädliche Überversorgung zu erreichen, wenn der Dorschlebertran zur bedarfsgerechten Deckung von Vitamin D hinzugegeben wird. Auch zusammen mit der Leber ist die Zufuhr von Vitamin A dann noch weit von den Bereichen entfernt, die bei Vitamin A als Überversorgung gelten. Ein Hund würde gar nicht so viel Dorschlebertran aufnehmen können, die bedenkliche Mengen Vitamin A zuführen.
Wer hier ganz sicher gehen möchte, füttert die Leber einfach nicht am selben Tag wie den Dorschlebertran, so wird die Zufuhr von Vitamin A verteilt.