Pansen bei BARF

Bei vielen Hunden beliebt, der Mensch rümpft eher die Nase - Pansen und Blättermagen, zwei Mägen von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen oder Ziegen, können in der BARF-Ration einen festen Anteil ausmachen. Diese Mägen sind jedoch kein zwingender Bestandteil der BARF-Ernährung und können bei Bedarf durch andere Komponenten ersetzt werden.
Grüner Pansen vs. gewaschener Pansen
Wenn bei BARF von Pansen gesprochen wird, ist damit immer grüner Pansen gemeint. Nicht gewaschener oder gebrühter weißer Pansen. Denn der grüne Pansen enthält noch die vorverdauten Pflanzenreste des Wiederkäuers.
Gewaschener oder gebleichter Pansen hingegen verliert durch die Reinigung einen Großteil dieser wertvollen Inhaltsstoffe und besteht hauptsächlich aus bindegewebsreichem Fleisch.
Was im Lebensmittelhandel als "Kutteln" angeboten wird, ist daher nicht geeignet.
Welche Menge Pansen sollte zum Einsatz kommen?
In einer BARF-Ration sieht die klassische Aufteilung der Komponenten eine Menge von 20% Pansen/Blättermagen des tierischen Anteils vor.
Pansen ist häufig sehr beliebt bei Hunden und wird sehr gerne angenommen – so kann Pansen auch schon mal dazu dienen, einen nicht so beliebten aber notwendigen Bestandteil der Ration zu „vertuschen“.
Allerdings sollte die Menge von 20% des tierischen Anteils nicht überschritten werden, da die Proteinqualität von Pansen und Blättermagen nicht mit der von hochwertigem Muskelfleisch vergleichbar ist. Denn diese Mägen bestehen überwiegend aus Bindegewebe und sind somit arm an essenziellen Aminosäuren. Aufgrund des hohen Anteils Bindegewebe zählt Pansen daher auch zu den schwerverdaulicheren Bestandteilen, was in zu hohen Mengen Probleme bereiten kann.
Trotzdem spricht nichts gegen den Einsatz von Pansen, viele Hunde lieben Pansen. Sofern er gut vertragen wird und die maximale Menge von 20% des tierischen Anteils nicht überschritten wird, kann er die Ration gerne ergänzen.
Da Pansen vergleichsweise günstig ist, werden so die Futterkosten auch etwas minimiert.
Enzyme und probiotischer Effekt
Pansen wird häufig als einer der wichtigsten Bestandteile dargestellt, begründet damit, dass Pansen wertvolle Enzyme liefert, die für Hunde nützlich seien - allerdings ist das wissenschaftlich nicht ganz haltbar.
- Grüner Pansen enthält durchaus Enzyme, die dem Wiederkäuer helfen, pflanzliche Nahrung zu verdauen. Diese Enzyme könnten theoretisch auch im Hundedarm aktiv sein. Allerdings gibt es keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege, dass diese Enzyme den Hund tatsächlich beim Verdauen unterstützen. Denn Enzyme werden durch die Magensäure des Hundes zum großen Teil zerstört, daneben produziert der Hund eigene Verdauungsenzyme, die an seine Nahrung angepasst sind – eine völlig andere Nahrung, als Wiederkäuer sie zu sich nehmen.
- Ein weiterer, häufig genannter Vorteil von grünem Pansen ist sein positiver Einfluss auf die Darmflora. Dies liegt nicht primär an den Enzymen, sondern an den im Pansen enthaltenen Milchsäurebakterien und anderen Mikroorganismen, die möglicherweise die Darmflora des Hundes positiv beeinflussen können. Hierzu gibt es jedoch ebenfalls wenig wissenschaftliche Studien, die dies eindeutig belegen. Hunde mit einer bereits stabilen Darmflora profitieren möglicherweise weniger von Pansen als Hunde mit Verdauungsproblemen oder nach einer Antibiotikabehandlung.
Vergessen werden darf hierbei auch nicht, dass die angeblichen Effekte von Pansen durch die enthaltenen Enzyme und Milchsäurebakterien vor allem auf frischen Pansen zutreffen. In einem herkömmlichen Pansen aus dem BARF-Shop, der zerkleinert und eingefroren wurde, ist die Enzymaktivität und die Vielfalt der Mikroorganismen deutlich reduzierter.
Auch getrockneter Pansen hat nicht mehr die Effekte wie ein frischer Pansen, ist aber für viele Hunde trotzdem ein leckerere Kauspaß.
Qualität und Herkunft
Bei der Auswahl von Pansen sollte auf die Herkunft geachtet werden. Tiere aus intensiver Masttierhaltung werden oft mit getreidehaltigem Kraftfutter gefüttert, dessen Reste sich im Pansen wiederfinden können. Dies kann bei Hunden mit Getreide-Allergien problematisch sein. Es empfiehlt sich daher, Pansen von Weidetieren oder aus vertrauenswürdigen Quellen zu beziehen, die nicht mit Kraftfutter gefüttert wurden – umso wertvoller ist das Pansen in der Ration.
Wie kann Pansen ersetzt werden?
Pansen ist kein Pflichtbestandteil in einer BARF-Ration. Auch wenn er in den meisten Fällen sehr beliebt ist, gibt es durchaus ebenso Hunde, die Pansen nicht mögen und konsequent ablehnen. Manchmal macht auch die schwerere Verdaulichkeit Probleme oder aufgrund von Allergien oder Unverträglichkeiten ist der Einsatz von Pansen nicht möglich. Das stellt keinerlei Problem dar, es entstehen keine Nährstoffdefizite durch den Verzicht auf Pansen/Blättermagen.
Pansen kann einfach mit Muskelfleisch ersetzt werden, ebenso ist es möglich, nur einen Teil der Pansenmenge durch Muskelfleisch zu ersetzen und die restliche Menge mit dem pflanzlichen Anteil aufzufüllen, üblicherweise wird hier die Pansenmenge mit 50% Muskelfleisch und 50% Gemüse und Obst ersetzt – hier ist natürlich jede andere Verteilung möglich, nur sollten es nicht weniger als 50% Muskelfleisch sein.
Welches Vorgehen gewählt wird, sollte von den individuellen Gegebenheiten abhängig gemacht werden. Neigt der Hund eher zu Übergewicht, empfiehlt es sich die Pansenmenge nicht vollständig mit Muskelfleisch zu ersetzen.
Umstellung auf BARF mit Pansen?
Immer wieder kursiert die Empfehlung, die Umstellung auf BARF ausschließlich mit reinem Pansen durchzuführen. Begründet wird dies gerne mit dem oben erwähnten, probiotischen Effekt, der Pansen soll angeblich den Darm stärken und reinigen.
Wie weiter oben bereits erklärt, sollte Pansen maximal 20% des tierischen Anteils ausmachen, da er aufgrund des hohen Anteils Bindegewebe zu den schwerverdaulichen Bestandteilen gehört.
Aus diesem Grund eignet sich purer Pansen nicht zur Umstellung auf BARF.
Bei Hunden, vor allem bei solchen, die zuvor nur Trockenfutter erhalten haben, kann dieses Vorgehen zu massiven Verdauungsproblemen wie Blähungen und Durchfall führen.
Eine sanfte und schrittweise Umstellung ist empfehlenswert und dabei wird Pansen nicht schon ab Tag 1 in die Ration integriert, sondern etwas später und auch nicht sofort in voller Menge.